Es wirkt ein wenig wie Flucht

Es wirkt ein wenig wie Flucht wie sich in Dresden die Menschen verhalten. Alles orientiert sich im Bezug zu den Nazis. Aber wieso muss dieses Gedenken an den Angriff auf Dresden öffentlich gemacht werden?

Ja, der Angriff auf Dresden war fürchterlich - und in seiner Art warscheinlich sinnlos und übertrieben. Genauso wie der Hamburger Feuersturm. Oder andere Angriffe auf deutsche Städte. Hier in Münster wurde die Innenstadt zerlegt - die Militärkommandos waren aber am Rande der Innenstadt, gut durch Schloss und grossen Exerzierplatz auch aus der Luft kenntlich - und blieben unzerstört. Noch Fragen?

Aber was war der Anlass? Kann man einfach ignorieren das diese Angriffe ein direktes Resultat des Wahnsinns des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkrieges waren? Ich bin der Meinung das die eigenen Toten des zweiten Weltkrieges etwas sind, das wir still betrauern müssen. Man kann nicht alles in die Öffentlichkeit tragen und trotzdem meinen man distanziere sich von denen die diese Ereignisse für ihren mentalen Müll instrumentalisieren wollen.

Die Familie meiner Mutter wurde in alle Winde zerstreut - viele getötet, verschleppt, viele sind an direkten und indirekten Kriegsfolgen gestorben. Trotzdem nehme ich keinem Polen, keinem Russen und keinem Alliiertem etwas übel - und wiege nichts davon gegen anderes Leid auf. Es wäre einfach Wahnsinn und eine gefährliche Überheblichkeit diese Verluste (und für das Individuum sind es natürlich Verluste) gegen die fatalen Folgen des deutschen Verhaltens aufzuwiegen.

Nein, manche Trauer muss still von statten gehen, ohne grosse Zeremonien. Denn genau dadurch kann man sich von den Nazis distanzieren - deren Instrumentalisierung funktioniert nur gerade weil die Menschen in Dresden ihre eigene Zerstörung in die Mitte einer öffentlichen Veranstaltung stellen. Und damit für den rechten Dreck eine Plattform bildet.

No Tears vor Krauts? Halte ich für falsch. Aber Tränen dürfen auch leise fliessen.