Handys sind Wegwerfprodukte

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Tja. Ich bin seit kurzem Besitzer (naja, von der Firma her) eines Sony Ericsson V600i. Ein recht neues Handy, wenn ich das richtig überblicke. Auch eigentlich nicht schlecht, von den Funktionen her. Es hat aber einen gravierenden Bug in der eingebauten SSL-Library - manche Zertifikate (und zwar scheinbar alle mit einem bestimmten Thawte Root-Zertifikat signierten) werden als ungültig abgewiesen. Dummerweise benutzt Google sowas für den Mailserver - ich kann mit dem Handy nur über das Webinterface auf meine Mail zugreifen, nicht aber über POP3S.

Also schreibe ich im Mai den Support von Sony-Ericsson an. Schildere mein Problem und bitte um einen Kommentar - vielleicht kann ich das Problem ja umgehen. Der Fehler führt dazu, das ich das Thawte-Root-Zertifikat nicht installieren kann, das Handy weist es schon ab. Und der Mailclient erlaubt keinen Override für SSL-Verbindungen mit angeblich ungültigen Zertifikaten - anders als der Webbrowser es erlaubt.

Der erste Kommentar vom Support: es lägen ihnen keine Informationen zu diesem Problem vor. Toll. Mit meiner Mail lagen ihnen aber welche vor, wieso können die das nicht einfach an die Technik weitergeben? Nunja, Ich also nochmal mein Problem genauer, detaillierter geschildert - vielleicht war die erste Mail ja zu technisch für die S-E Supporter. Und nein, der Hinweis darauf, ich solle mich an Google wegen des Problems wenden, oder an Thawte, ist eher albern. SSL-Zertifikate sind ein Industriestandard.

Nunja, nach meiner zweiten Mail an den Support wird das ganze jetzt wenigstens an die Technik weitergeleitet. Also schon mal ein gutes Zeichen. Dachte ich.

Was kam, war allerdings eher peinlich. Denn die nächsten Wochen kam garnix. Ich befand mich in der virtuellen Entsprechung einer Warteschleife - alle paar Tage ein Hinweis, das noch keine Informationen zu dem Punkt aus der Technik vorlägen. Wohlgemerkt, ein einfach und primitiv zu replizierender Bug: per Bluetooth das von mir beigefügte Zertifikat versuchen hochzuladen, und die Fehlermeldung auf dem Handy sehen. Sollte eigentlich wenige Minuten Arbeit in Anspruch nehmen um wenigstens zu bestätigen, das der Fehler repliziert wurde. Nunja, ich befand mich in der Warteschleife. Einen Monat lang (ziemlich exakt - am 18. ging die Meldung in die Technik, heute ist der 19.).

Heute kommt dann die Antwort aus der Technik. Ich kann nicht anders, ich muss das hier im Wortlaut zitieren:

Unser Backoffice hat uns mitgeteilt, dass die Weiterentwicklung für dieses Mobiltelefon eingestellt wurde und der Konflikt daher hierin nicht mehr behoben werden kann. Dies wird erst bei zukünftigen Modellen mit eingebunden werden können. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Genau. Ein relativ neues Handy, bei dessen Bestellung es noch wegen der Aktualität Lieferengpässe gab. Ein Handy, das noch in der gesetzlichen Gewährleistung ist. Ein Bug, der einen Industriestandard nur eingeschränkt nutzbar macht. Ein Bug, der einige Funktionen des Handy schlichtweg lahm legt. Ich soll aber dafür Verständnis haben, das die Entwicklung eingestellt wird. Ich kann mir ja eines der ominösen Nachfolgehandys kaufen. Oder, wie in der gleichen Mail angeboten wird, noch Zubehör bei dem Laden kaufen.

Hallo? Realitätscheck? Ich bin von euch einmal über den Tisch gezogen worden, glaubt ihr wirklich, das ich bei Sony-Ericsson nochmal ein Handy kaufe? Wozu? Damit das dann gleich nach Kauf nicht mehr weiterentwickelt wird und ich die Arschkarte habe?

Handyhersteller sind genauso arrogant und haben den gleichen Realitätsverlust wie die Musikindustrie - keine Ahnung von Kunden, keine Ahnung von Bedürfnissen der Kunden und keine Ahnung, was ein Kunde von einem Produkt erwartet - das es zumindestens in der Laufzeit der gesetzlichen Gewährleistung noch supportet wird, zum Beispiel.

Nimm das Handy wie es ist - Bugs drin? Egal, dein Problem, Kunde, nicht unseres. Und hinten stehen die Bosse und reiben sich hämisch lachend die Hände, schmeissen Mitarbeiter raus und sacken die dicken Gehälter ein. Armseliges Bild, Sony-Ericsson. Ganz armselig ...

tags: Mobile, Wirtschaft