So, erste Kommentare zur RTS III: was mir spontan an der Kamera gefällt, ist die gute Haptik. Blödes Wort, aber sie liegt halt einfach gut in der Hand. Trotz ihres Gewichts und der Grösse. Was mir auch super gefällt ist die sehr spontane Reaktion der Kamera - kein langes Zögern, die Kamera legt sofort los und ist sofort wieder bereit. Der schnelle Motor macht da einiges aus. Apropos Motor: der Motor ist erstaunlich leise, genauso wie der Spiegelschlag. Ich war wirklich überrascht das die RTS III so leise ist, ich hatte ein wesentlich heftigeres Geräusch erwartet. Warscheinlich trägt dazu bei das der Motor einen sehr tiefen Ton im Vergelich zu anderen Kameramotoren hat, das wirt dann nicht so nervig. Im direkten Vergleich mit einer Minolta XG-M mit externem Motor ist sie jedenfalls deutlich leiser. Ebenfalls klasse ist, das die Kamera mit normalen AA-Zellen benutzt werden kann, dadurch hat man jederzeit Zugriff auf Energie, normale AA-Zellen sind eigentlich überall verfügbar, selbst wenn man nur einen Kiosk von der Tankstelle verfügbar hat.
Was ich nicht so gut finde: die Datenrückwand ist für eine Kamera von Anfang 1990 doch eher peinlich - da konnten Kameras schon weitaus mehr einbelichten. Ausserdem wird sowohl Blende als auch Zeit im Sucher ja schon angezeigt, da könnte man die Daten ja auch elektronisch einbelichten - die paar Leitungen zur Übermittlung an das Databack hätte Contax ja realisieren können, immerhin wird ja auch die Steuerung der Vacuum-Rückwand so angesteuert.
Ein weiterer Punkt (eher nebensächlich, aber merklich) ist die etwas unglückliche Art der Spiegelvorauslösung: der Hebel muss nach vorne gezogen werden und arbeitet scheinbar mechanisch. Das ist natürlich gut für den Stromverbrauch, bedeutet aber das man den nicht in der Hand benutzen kann, sondern wohl wirklich nur vom Stativ. Die R8 hat da eine deutlich bessere Lösung gefunden.
Ein weiterer Punkt ist, das die AE-Lock Funktion nur auf dem Hebel um den Einschalter vorhanden ist - ein halber Druck auf den Auslöser ist eigentlich doch praktischer. Aber das ist ja ein alter Kritikpunkt an den Contax-Kameras, erst neuere Modelle haben da eine bessere Lösung (die N1 zum Beispiel).
Ebenfalls nicht so glücklich ist die Anzeige der Belichtungskorrektur im Sucher, da wird nur ein + oder ein - angezeigt. Da die RTS III für die Vorblitzfunktion eine Lichtwaage im Sucher hat, hätte diese IMO doch auch für die Anzeige der Belichtungskorrektur genutzt werden sollen.
Aber die Punkte sind eher nebensächlich, die normale Bedienung der Kamera ist sehr schlüssig und die Tatsache das das Handbuch eher mies ist, ist wenig störend, da man alle Funktionen fast auf Anhieb findet.
Was jetzt wichtig wird, sind die Ergebnisse. Einen Film hab ich in Hamburg schon belichtet, einen zweiten angefangen und der wird in den nächsten Tagen voll. Mal schauen was dabei rauskommt, ich hoffe die Kamera hält was sie verspricht.
Was ich ebenfalls noch brauche sind neue Objektive - nicht alle Funktionen sind mit den AE-Objektiven nutzbar, eben weil die Blendensteuerung dort fehlt. Das ist nicht kritisch, da ich sowieso meist mit der Zeitautomatik arbeite, aber die RTS III hat so eine wirklich nette Blendenautomatik mit Safety Shift, die würde ich gerne verwenden.
Was bei der Blendenautomatik passiert ist nämlich folgendes: man wählt eine Zeit vor und einen maximale Blendenwert, die die Automatik einstellen darf (normalerweise die grün markierte kleinste Blende, aber hier kann man auch die Kamera auf offenere Blenden einschränken). Wenn die Kamera jetzt ohne Probleme mit der Blende die Belichtung korrekt einstellen kann, macht sie das. Sobald aber die Blendenregelung nicht ausreicht, wird automatisch die Zeit entsprechend nachgezogen. Dadurch kann man die RTS III mit einfachen Programmsteuerungen nutzen, auch wenn sie nur Blendenautomatik hat.
Für meine Art der Fotografie ist das ideal: ich wähle meistens eine Zeit vor, die der Brennweite entspricht und regel mit Blendenwerten im Bereich der Offenblende + 2 Blendenwerten die Belichtung (ich habe gerne möglichst geringe Schärfentiefe für meine Bilder). Durch die Blendenautomatik mit Safety-Shift kriege ich damit genau das was ich will, im Regelfall wird die Zeit da liegen wo ich sie brauche, nur im Notfall wird nachgeregelt.
Ein weiteres Highlight ist die Blitzmesstechnik der RTS III: man kann beliebige Blitze mit der Kamera koppeln, auch mehrere zum Beispiel im Studio. Diese Blitze können ganz normal manuell auf ihre Leistungswerte eingestellt werden. Man macht dann einen Vorblitz mit einem eigenen Hebel an der Kamera, die Blitze werden alle ausgelöst, die Belichtung gemessen und gelockt. Die Abweichung von der korrekten Belichtung wird im Sucher in einer Lichtwaage angezeigt. Man kann über die Blende noch die Belichtung korrigieren auf den optimalen Wert, bei dem Auslösen wird dann die eingestellte Zeit und Blende benutzt, das Bild ist korrekt belichtet. Klasse Technik.
Ein weiteres nettes Detail ist die AE-Lock Funktion: sie speichert den EV-Wert, nicht die Zeit. Man kann nach dem Lock mit der Regelung über die Blende oder Zeit den jeweils anderen Wert nachschieben, man hat damit also einen Shift bei Messwertspeicherung.