Heiner Geisler macht mal wieder das, was ich so an ihm mag: auf die derzeitige Richtung der Union scheissen und einfach seine Meinung sagen. Und wie es in den letzten Jahren ab und an passiert, stimme ich mal wieder mit ihm überein. Auch wenn er natürlich auf das Problem von einer ganz anderen Richtung guckt - das Ergebnis ist das gleiche.
Der Kapitalismus frisst seine Kinder. Früher haben auch Kapitalisten ihren Marx gekannt - vielleicht nicht weil sie seine Ideen verwirklichen wollten, sondern weil sie diese verhindern wollten. Aber immerhin haben sie darüber nachgedacht wie sie genau die Fehler eindämmen könnten, die zu dem führen würden, was Marx als im Kapitalismus unausweichlich beschrieben hat.
Heute zählt nur noch der kurzfristige Gewinn und die kurzsichtige eigene Bereicherung. Und das kombiniert mit einer nie dagewesenen Freiheit der Manager vor Verantwortung. Egal wie mistig ein Ergebnis ist, die Manager können sich weiter auf die Schulter klopfen - und finden im nächsten Laden einen den sie runterwirtschaften können.
Parallel dazu wird der Einfluss multinationaler Konzerne immer grösser - so gross, das heutzutage die diversen Wirtschaftsverbände eigentlich nur noch für diese Konzerne heulen und dabei völlig übersehen, das bei dem ganzen Wahnsinn ihre eigenen Firmen auch auf der Strecke bleiben werden.
Wie kann ein Chef des Handwerksverbandes sich ernsthaft für eine Wirtschaftsentwicklung stark machen, die den Binnenmarkt letztendlich nachhaltig schädigen wird? Ist dem nicht klar, das gerade die Handwerksbetrieb fast ausschliesslich vom Binnenmarkt leben? Wie soll ein Maler oder Klempner seine Dienstleistungen denn noch loswerden, wenn niemand mehr das Geld hat ihn zu bezahlen - nur die grossen Firmen und Verwaltungen alleine können nicht das Überleben des Handwerks sichern.
Genauso mit den Verbandschefs des Einzelhandels - wie dumm muss man sein, um als Chef eines solchen Verbandes sich für Massnahmen auszusprechen, die unmittelbar und direkt die Kaufkraft der Bürger mindern? Wie wollen Einzelhandelsketten - selbst grosse Ketten wie Metro - noch in Deutschland sinnvoll Umsatz machen, wenn nur noch eine kleine gehobene Klasse sich den Einkauf leisten kann (oder will - es kommt nicht unbedingt darauf an was die Leute können, sondern das was sie meinen zu können und dementsprechend tun)?
Letzendlich gilt das gleiche für den BDI-Chef und all die anderen Strohpuppen: wenn Firmen mit deutschem Zentralsitz immer weniger werden, gibt es auch bald keinen Bedarf für deutsche Wirtschaftsverbände mehr. Ein oder zwei Lobbyeinrichtungen bleiben vielleicht, aber wozu sollten die Grosskonzerne Geld in einen Verband stecken, wenn in diesem Verband eh nur noch sie und vielleicht ein Konkurrent aus Japan sitzen? Glauben die wirklich, das ausgerechnet ihr kleineres Industrieunternehmen die Welle von Fusionen und feindlichen Übernahmen überlebt?
Was derzeit geschieht ist in allererster Linie natürlich fatal für die Menschen die in diesem System leben müssen und immer mehr Demontage ihrer Rechte und ihrer Sicherheit sehen. Aber das ist nur der Anfang - mit den Menschen geht dann auch der Binnenmarkt unter und damit dann die Wirtschaft selber. All die Schwätzer die heute das System kaputt reformieren helfen mit den Wirtschaftsstandort Deutschland endgültig zu beerdigen. Und wenn der erstmal weg ist, wird auch Europa nicht mehr lange gut dastehen - denn auch die anderen Länder in Europa machen diese Probleme durch und überall wird demontiert.
Das Ergebnis das sich abzeichnet kann nicht das Ziel sein - denn eine Gesellschaft in der die Arbeiter Dreck sind und die Pfeffersäcke letzendlich alles bestimmen hatten wir schon. Und in jedem Zeitalter wo wir das hatten hat es uns nicht gefallen. Man sollte meinen wir hätten endlich mal was aus unserer Geschichte gelernt ...
Bei Industrial Technology & Witchcraft fand ich den den Originalartikel.