Gentechnik - es geht nicht nur um die Wurst

Bundesrat lehnt Gentechnikgesetz ab - die Union will halt das wir Genfood fressen und was das für Folgen hat und ob z.B. ökologischer Anbau in der Nähe von Gen-Feldern garnicht mehr möglich wird (weil die Landwirte nicht die strengen Auflagen erfüllen können, da nunmal gen-veränderte Pflanzen sich eben doch ausbreiten), ist denen völlig egal. Das selbst die meisten Landwirte keinen gesteigerten Wert auf Genshit legen ist auch egal. Das letzten Endes an der ganzen Gen-Technik nur die grossen Konzerne gewinnen und Interesse haben - weil sie damit Landwirte knebeln können und noch weiter auspressen können - ist vermutlich nicht egal. Denn irgendwoher kommen ja sicherlich die Spendenmillionen ...

Gentechnisch veränderte Lebensmittel dienen der Kombination (Zwangskombination!) von Saatgut und Düngemittel oder Pflanzenschutzmittel und der patentrechtlichen Absicherung der Nutzung des Saatgutes. Sie attackiert direkt die klassische hergebrachte Arbeitsweise von Landwirten - z.B. ist in der Regel die Verwendung von Frucht für die nächste Saat nicht möglich (weil unfruchtbar) oder verboten (per Vertrag). Einen biologischen Grund gibt es in Deutschland nicht - weder haben wir extreme Klimabedingungen auszuhalten noch besonders katastrophale Schädlingsattacken. Es geht einzig und allein um die Maximierung der Unternehmen, die die gentechnisch veränderte Saat produzieren.

Wenn man sich dann mal anschaut, wer dahinter steckt, fällt noch was auf: ein weiterer Punkt ist nämlich die Ausschaltung der klassischen Produktionsstellen für das Saatgut - viele der Gentechnik-Unternehmen sind eher der Pharma- oder Chemieindustrie zuzuordnen als der klassischen Landwirtschaft (es gibt allerdings auch bei den Saatproduzenten schwarze Schafe - diese sind aber selber auch eher der Industrie angehörig). Hier dringt einfach Industrie in einen Bereich vor den sie bisher nicht bedienen konnten und in dem sie - mit Zwangsmitteln letztendlich - einbrechen wollen.

Mit gentechnisch veränderter Saat werden also nicht nur Lebensmittel produziert deren Konsum von der Mehrheit der Verbraucher abgelehnt wird - damit wird auch ein ganzer Wirtschaftszweig geknebelt oder unter Umständen auch vernichtet. Mindestens aber stark geschädigt.

Die Landwirtschaft hat durch ihre Strukturen mit Genossenschaften, Verbänden, Interessenvertretungen und politischer Lobby eine recht grosse Macht und Einfluss auf ihr Schicksal - bisher. Jetzt wollen aber die bösen Jungs mitspielen, deren Ziel genau die Übernahme dieser - bisher selbstverwalteten - Macht ist.

Klar das die Union - die sich ja immer wieder als Industriehörig offenbahrt - sich vor den Karren spannt. Und klar, das unser Industriekanzler diesen Eiertanz aufführt und Ministerin Künast ein Gesetz vorlegen muss, das schon verwässert ohne Ende ist - und selbst das noch abgelehnt wird im Rat (der eben Unionsmehrheit hat).

tags: Bananenrepublik, Texte, Wirtschaft

Marc Stürmer April 30, 2005, 2:09 p.m.

Das Problem ist nur bereits leider: auch in vielen Lebensmitteln, die nicht gekennzeichnet sind, sind bereits oft solche vorhanden.

Ob wir es nun wollen oder nicht: diese Produkte sind in unser aller Munde.