Plötzlich evangelisch

Keine Kirche! Ist das nicht toll, wie die Kirche schön dabei hilft, lästige Betriebsräte zu entsorgen? Wirklich faszinierende Methode. Denn Kirchen haben eben nichts mit einer demokratischen Gesellschaft gemeinsam. Und letzten Endes sind sie in ihrer Struktur sogar demokratiefeindlich. Besonders spannend find ich dann so das Vorgehen der Krankenhausleitung:

Eine Woche später habe der Manager der Belegschaft erklärt, das Krankenhaus sei von nun an evangelisch. Die freigestellten Betriebsräte wurden angewiesen, an ihre alten Arbeitsplätze zurückzukehren. Als Altenschmidt und der ebenfalls freigestellte Tobias Michel dem nicht nachkamen, folgte die Abmahnung. Am vergangenen Freitag wurden die Schlösser des Betriebsratsbüros ausgetauscht. Die Akten der Beschäftigtenvertretung mit zum Teil vertraulichen Informationen habe man aber zuvor in Sicherheit bringen können, so Altenschmidt.

Sicherlich wird die Kirche selber das ganze dann wieder ganz toll hinstellen, denn schliesslich hat man ja wieder etwas mehr Einfluß gewonnen - egal wie absurd die Bezeichnung als "kirchlicher Träger" ist. Denn das meiste Geld kommt eh weiter von der öffentlichen Hand. Sieht man auch nett in Münster, in der viel zu viele Schulen und Kindergärten einen angeblich kirchlichen Träger haben - aber die finanzielle Hauptlast weiter bei der Stadt liegt.

Für mich ist die Kirche mit diesem absurden Kirchenrecht - nach dem Mitarbeiter und vor allem auch Mitarbeitervertreter in der Kirche sein müssen und Streitigkeiten zwischen Mitarbeitervertretung und Geschäftsleitung nur vor der ebenso absurden Kirchengerichtsbarkeit vertreten werden können - schlicht verfassungswidrig.

Wie steht es in unserem Grundgesetz, Artikel 3, Absatz 3?

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Gilt scheinbar nicht für Kirchen. Und für Manager von Krankenhäusern, die mal eben schnell das Krankenhaus der Kirche schenken, nur um den Betriebsrat loszuwerden.

tags: Bananenrepublik

popel Jan. 17, 2006, 11:02 a.m.

Im Zusammenhang mit verfassungswidrig hättest du auch noch auf das GG verbürgte Recht auf Gewerkschaftsbildung hinweisen können, dass hier auch mit füssen getreten wird.

Andreas Skowronek Jan. 22, 2006, 6:38 p.m.

meine meinung zu dem hergang ist in meinem blog nachzulesen. da hier kein trackback möglich zu sein scheint, hier der link:
http://37sechsblog.de/?p=276