Mal wieder ein Konflikt zwischen dem Privatleben und dem Arbeitsleben. Ein Blog mit Baustellenbildern und gelegentlichen Kommentaren zu Baustellen von einem Mitarbeiter einer Firma, die mit den Baustellen zu tun hatte. An und für sich nix grausiges - aber die Geschäftsführung hat jetzt wohl keinen Spaß an dem Blog und will dem Blogger an den Kragen. Soweit die Kurzfassung.
Egal wie man zu der Sache steht, eines zeigt sich hier auf jeden Fall: wenn man was veröffentlicht, muss man damit rechnen das es jemand liest. Und falsch verstehen könnte (oder auch richtig verstehen könnte - kommt ja auf den Inhalt an ) und dann darauf reagiert. Bloggen ist nunmal - egal welches Thema man drauf hat - Veröffentlichung. Weltweite Veröffentlichung. Mit Archiv und Beissicherung. Und einem Rudel Soziopathen, die nichts besseres zu tun haben als in jedem Menschen das schlechteste zu vermuten.
Das heisst jetzt nicht, das Blogger nicht mehr bloggen sollten - aber es hilft durchaus sich gelegentlich mal zurückzulehnen und das eigene Blog mit neuen Augen anzugucken und zu überlegen, wer am ehesten davon angepisst sein könnte und warum das sein könnte. Dann ist man wenigstens nicht ganz so überrascht, wenn einer der obigen Soziopathen zuschlägt Denn leider ist das, was der Kollege an anderer Stelle schrieb - ich will aber hier keine geschäfliche person sein mit journalistischer verantwortung ,sondern einfach meinen quatsch machen ,ohne das mir reingeredet wird. das hier ist privat ,wem was nicht gefällt der soll weiterklicken. - so nunmal rechtlich in Deutschland nicht durchsetzbar. Öffentlichkeit und Privat schliessen sich halt aus. Ist damit das Ende des Webloggens wegen Anwaltsanfall eingeläutet? Nein, finde ich nicht. Ich denke schon das man weiterhin sagen und machen sollte was man will. Allerdings sollte man davon ausgehen das die Unschuld des Internet nicht mehr existiert - wenn man überhaupt glaubt, das sie je existiert hat.
Jede Aktion hat eine Reaktion. Klar, wenn man jede Aktion nur aus der Perspektive möglicher Reaktionen betrachtet, dann macht man garnix mehr, man friert ein aus Panik vor Problemen. Aber mal ehrlich: wer weigert sich über die Strasse zu gehen, nur weil er von einem Auto überfahren werden könnte? Oder geht nicht ins Kino, weil er da vielleicht auf dem Weg überfallen werden könnte?
Wir gehen tagtäglich Risiken ein, teilweise ganz ohne uns derer bewusst zu werden. Aber ab und an passiert etwas, das uns an diese erinnert. Ich wohne an einer stark befahrenen Kreuzung mit Konfliktpotential zwischen Linksabbiegern und Fussgängern. Ich werde regelmäßig daran erinnert, das wir gefährlich leben. Trotzdem gehe ich noch vor die Tür. Genauso ist es mit dem Bloggen. Es gibt Risiken. Diese Risiken sind real, sie zu leugnen ist albern. Es wäre aber genauso albern sich davon lähmen zu lassen. Allerdings geschehen eben Dinge, die einen dann manchmal daran erinnern, das diese Risiken real sind. Ein Blogger wird verklagt oder abgemahnt - wir erinnern uns dran, das wir Risiken eingehen. Aber genauso wie wir nicht drauf verzichten auf die Strasse zu gehen sollten wir darauf verzichten unser Blogg zu führen. Jedenfalls nicht deswegen. Hier gibts den Originalartikel.