Mambo Open Source bewirbt sich selbst mit markigen Sprüchen:
- Mambo Open Source is the finest open source Web Content Management System available today.
- The easiest to use CMS there is.
Wird es diesen selbstgestellten Ansprüchen gerecht? Ich habs mir mal installiert und damit etwas getestet. Hier meine ersten Eindrücke:
- die Installation über den Webinstaller ist sehr einfach - allerdings findet man auf der Hauptseite nirgendwo einen Hinweis, wie diese von statten geht. Dazu muss man auf den Dokumentationsserver wechseln.
- Mambo unterstützt verschiedene Sprachen. Das Basispaket enthält aber nur Englisch. Will man weitere Sprachen, sucht man nach Hinweisen oder Links auf der Homepage vergeblich. Erst Google fördert das Mamboportal zu Tage, auf dem man dann fündig wird.
- Es gibt eine Menge Dokumentation zu Mambo. Da lohnt es sich auch mal vorher reinzugucken. Dummerweise gibt es von der Homepage keinen einzigen Link zur Dokumentation - die liegt nämlich auf einem anderen Server.
- das Standardlayout ist erstaunlich gut für ein Standardtemplate. Allerdings hat es mit Mozilla einige böse Darstellungsfehler (umbrechende Texte, die Grafiken überlappen). Gerade von einem Open Source Projekt erwarte ich aber, das es wenigstens den Open Source Browser schlechthin (Mozilla) korrekt unterstützt!
- Mambo hat Wysiwyg-HTML-Editierfelder. Dummerweise in einer Variante, die nur mit dem IE funktioniert. Wieso da nicht erstmal eine Mozilla-taugliche Variante genommen wird, muss mir einer mal erklären (zumal es die auch gibt!)
- Searchengine-freundliche Links (also welche ohne Querystring) werden optional unterstützt, das ist gut. Allerdings wird nicht standardmässig damit gearbeitet, sondern Module benutzen oft normale Links. Die werden dann natürlich nicht umgestellt. Links werden explizit eingebaut, nicht programmatisch erzeugt, dadurch kann so eine Umsetzung eben nur erfolgen, wenn der Templateersteller dran denkt, die Funktionsaufrufe selber einzubauen. Dieses Feature ist allerdings noch sehr neu, wird sich also wohl noch verbreiten.
- Mambo setzt zwingend MySQL voraus. Ich finde es immer schade, wenn eine Software sich auf eine Datenbank einschiesst. Für PHP gibt es PEAR für den Zugriff, da muss man sich nicht so einschränken.
- Mambo ist inkompatibel mit dem Safemode von PHP! Hart inkompatibel: wenn der Safemode aktiv ist, kann man keine Komponenten installieren, die Fehlermeldungen weisen auf Fehler bei mkdir hin.
- Mambo braucht im Prinzip Schreibrechte auf seinen ganzen Tree. Also entweder alles unter Owner www-data stellen, oder worldwriteable. Zusammen mit dem fehlenden Safemode heisst das, sicherer Betrieb nur in chroot jail machbar!
- Zusatzmodule (ich hab mir zum Beispiel yopsFM und Mamblog angeguckt) sind von sehr unterschiedlicher Qualität, speziell was Layoutintegration und Berücksichtigung der Searchengine-Freundlichen Links angeht.
- die Administrationsoberfläche benutzt teilweise verwirrende Nomenklaturen - was ist ein Modul, was eine Komponente?
- Mambo ist ein Plug-and-first-play-possible Paket. Nach der Installation hat man ein fertiges System mit fertigem Layout, mit dem man spielen kann. Das kann ein entscheindender Vorteil sein!
- es gibt eine Menge fertiger Module, die man mit ranziehen kann, wenn man eine neue Site aufbauen will.
Generell: Mambo ist ein absolut beeindruckendes Werkzeug, da gibt es keine Frage. Von allen PHP-basierten CMS die ich mir bisher angeguckt habe, ist es definitiv das überzeugendste (Typo3 war zum Beispiel für wesentlich unübersichtlicher und schwerer zugänglich - und ich habe CMS Erfahrungen mit Zope und diversen Eigenentwicklungen). Es geht hier also nicht darum Mambo zu dissen - wer ein leistungsfähiges CMS sucht, PHP+MySQL als Basis schon benutzt und damit fit ist und bereit ist die Dokumentation zu lesen, wird mit Mambo definitiv gut bedient sein. Was allerdings genauso definitiv Bullshit ist, ist der Hype den die Mambo-Programmierer rund um ihr Produkt machen. So einfach, wie rumgetönt wird, ist es nur unter der Randbedingung das man einfach nur den Content editiert, aber nichts weitergehendes damit macht. Ansonsten ist man auch bei Mambo damit beschäftigt die Dokumentation (immerhin gibt es eine!) zu durchwühlen und notfalls in Sourcen zu gucken. Allerdings muss man fairerweise das gleiche von Plone sagen: auch da gibts eine Menge Hype, der leider auch da an der Realität vorbei geht. Put your code where your mouth is! Beim Source von Mambo kommt dann der Knackpunkt: wer PHP-Guru ist, wird sich sicherlich durch die PHP-Sourcen wühlen können. Aber Module mit mehreren tausend Zeilen Source sind nicht jedermanns Sache, da Fehler und Features zu suchen wird schon aufwändig. Da sehe ich keinen grossen Vorteil von Mambo über Zope oder Plone. Mambo ist nicht klein! Das muss man sich immer vor Augen führen - in Mambo einzusteigen ist ähnlich wie der Einstieg in Zope zu sehen. Berge von Sourcen, aber eine gut strukturierte Erweiterbarkeit. Ein klarer Gewinn gegenüber Zope ist der Plug-and-play Ansatz von Mambo. Die erste funktionierende Page ist sehr viel schneller da. Im Prinzip müsste man aber Mambo auch nicht mit Zope vergleichen, sondern mit Plone, da Mambo - wie Plone - schon komplett fertige Contentwerkzeuge bietet.
Ein weiterer Gewinn ist die recht bescheidene Anforderung von Mambo an den Server: Linux+Apache+MySQL+PHP = LAMP. Kriegt man an jeder Strassenecke nachgeworfen. Zope-Hosting ist da schon schwerer zu finden (oder man nimmt nen Rootserver, dann gibts auch keine Probleme mit Zope oder Plone).
Thomas Jan. 7, 2004, 3:56 p.m.
Vielen Dank für die kompetente Kommentierung dieser Software. Das hat mir wahrscheinlich viel Zeit erspart.
Gruss aus Bamberg
Kai Jan. 7, 2004, 7:44 p.m.
BTW: Hast Du Dir mal drupal (www.drupal.org) angeschaut. Ich bin recht zufrieden mit dme System.
Kai
hugo Jan. 7, 2004, 7:51 p.m.
Ich habs mir bisher nur von aussen angeschaut, von innen noch nicht. Bisher war kein Bedarf - ich bin auch bei Mambo eher zufällig beim Netbib Blog drüber gestolpert und wollte es mir einfach mal angucken. Und da die Installation so simpel war, wars halt fix auf dem Server. Und jetzt hab ich das da rumsitzen und überlege krampfhaft, was ich mit dem Ding machen könnte :-)
Meistens benutze ich ja meine eigenen Sachen, Content Management und speziell Blogs laufen bei mir fast alle mit PyDS. Wär ja auch blöd, wenn ich eine Software für sowas programmiere und sie selber nicht benutze ...
p.d.t. Jan. 22, 2004, 10:19 p.m.
Hast DU dir schonmal xoops oder exoops reingezogen?
hugo Jan. 23, 2004, 8:23 p.m.
Ich muss gestehen das ich nicht mal weiss was xoops oder exoops ist :-)
Wally Dec. 6, 2004, 12:51 a.m.
Hi,
irgendwie kann ich bis jetzt nicht über Mambo meckern :-)
Außer die lange Einarbeitungszeit usw...
Ich find`s soweit ok.
lg Wally