Vergleich von Rollei 6008 und Hasselblad System

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Da ich gerade gesehen habe das jemand mit der Suche nach "Vergleich Rollei und Hasselblad" hier vorbeigekommen ist, habe ich mir überlegt, warum ich eigentlich eine Rollei 6008 habe und keine Hasselblad. Zur M6 würde die Hasselblad wesentlich besser passen - beide mechanisch. Die Rollei dagegen ist ein Hightech-Monster. Ok, ein Grund war das die Rollei da stand im Fenster und der Preis gut war, klar. Aber ich hätte sie ja auch stehen lassen können und auf eine Hasselblad warten. Warum also Rollei?

Für mich ist die Rollei in vielen Dingen die Krone der Entwicklung von Kameras mit manuellem Fokus. Ich wüsste nicht mehr viel was man da noch reinstecken könnte. Die Rollei hat eine ganze Reihe von Besonderheiten gegenüber vielen anderen MF-Kameras. An vorderster Stelle steht da die Belichtungsmessung auch bei Lichtschacht. Allerdings ist es das nicht alleine, sondern auch die Art wie die Belichtung gemessen und gesteuert wird. Genau so habe ich mir das immer vorgestellt: eine freie Wahl der Belichtungsmessart, beliebig kombinierbar mit Blendenautomatik, Zeitautomatik oder manueller Nachführmessung. Ok, eine Programmautomatik für den hektischen Einsatz hat sie auch noch. Einfach die Einstellungen auf Automatik stellen, die automatisch sein sollen - steht Blende und Zeit auf Automatik, ist es eine Programmautomatik. Kein alberner Moduswahlschalter.

Dazu kommen natürlich noch die weiteren Features der Rollei, die mich überzeugt haben: eingebauter Motor (der ist nicht schnell, aber er ist eingebaut und dadurch kompakt). Das Rollo an den Magazinen ist ebenfalls eine klasse Sache, damit gibt es keine verlorenen Schieber mehr. Der lange Filmweg bei den Magazinen hilft gegen das lästige Filmplanlageproblem der klassischen Hasselblad und Zenzamagazine. Die elektronische Übermittlung der Empfindlichkeit vom Magazin an die Kamera macht den Magazinwechsel mit verschiedenen Empfindlichkeiten praktikabel und schnell.

Und dann hat die Rollei natürlich noch die "Kür-Features": die 1000stel Sekunde bei den PQS-Objektiven zum Beispiel. Die rein elektronische Übertragung der Signale, was selbst mit den neuen AF-Objektiven keine Änderung im Bajonett erforderte. Die absolut klasse Zeiss-Rechnungen, die wirklich feine Objektive ergeben - auch wenn ich nur ein einziges Objektiv habe (das 2.8/80 PQS). Und ein robustes Gehäuse hat das ganze auch noch.

Mein Fazit: natürlich hätte eines der grossen Hasselblad-Modelle mit der integrierten Belichtungsmessung und einem zusätzlichen Winder viele der Features der Rollei, aber definitiv nicht alle. Und nicht in dieser sehr angenehm zu bedienenden Form. Und schon garnicht zu dem Gebrauchtpreis den ich bezahlt habe.

Hmm. Ich muss dringend mal wieder mit der Rollei losziehen zwinkerndes Gesicht

tags: Fotografie, Rollei, Texte

Wolf Jan. 19, 2007, 4:05 p.m.

da fällt mir noch das absolute Highlight der Rollei ein:
Wegen diverser Probleme mit dem Kunden- und Reparaturservice von Hasselblad bin ich 1986 von einer extrem großen Hasselblad-Ausrüstung auf die Rollei umgestiegen.
Seitdem bin ich nur begeistert.
Als deutlichstes Zeichen des wunderbaren Ideenreichtums der Ingenieure bei Rollei und als echten Beweises des Hörens auf die großen und kleinen Probleme der Fotografen habe ich aber immer ein kleines, unscheinbares Zubehörteil empfunden: das Verlängerungskabel für den Akku-Einschub.
Wie extrem nützlich dieses Teil ist, kann nur jemand empfinden, dem mal bei Außentemperaturen von -20 Grad die Akkus sämtlicher mitgeschleppter Hasselblad-Kameras eingefroren sind.