Ein hirnloser Vergleich von JPG und RAW der anscheinend primär darauf aufbaut, das der Autor keine Augen im Kopp hat. JPG hat immer Artefakte, ausser es wird als unkomprimiertes JPG gespeichert. Unkomprimierte JPGs sind aber deutlich grösser als RAW, da bei RAW einfach nur die Sensordaten (ein Farbwert pro Pixel!) anstelle von drei Farbwerten gespeichert werden.
Ausserdem hat er noch mal eben schnell übersehen, das JPG nur 8 Bit pro Farbkanal bietet, wohingegen RAW in der Regel 10 oder 12 Bit pro Farbkanal bietet - was wesentlich mehr Detail erhält und höhere Dynamik bietet. Ausserdem kann man auf diesen Daten dann wesentlich mehr Anpassungen machen, die nicht zerstörerisch für die Information im Bild wirken.
Aber natürlich macht er nur perfekte Bilder auf den ersten Schuss und braucht daher keine spätere Nachbearbeitung. Das aber schon ein simples Verkleinern oder Vergrössern eines JPG eine Dekompression eines verlustbehaftet komprimierten Bildes kombiniert mit einer ebenfalls verlustbehafteten Rekompression bedeutet, dazwischen dann noch die Bikubische Interpolation der Verkleinerung, das ignoriert er auch geflissentlich.
Wer in der Kamera JPG direkt nutzt und nicht RAW, hat ein ganz wesentliches Problem: er wirft defakto seine Negative weg und behält nur den ersten Abzug, von dem er dann weitere Abzüge macht. Kein Profifotograf würde bei analogen Medien so dumm handeln, aber scheinbar gibt es immer wieder Leute die meinen das die Grundlagen der Erhaltung von Werten (auf denen ja nunmal das Geschäft des Profis basiert) bei Digitaltechnik nicht gelten ...
Zu seinen Kritikpunkten: meine DCS 520 macht 3.5 Bilder pro Sekunde. Und zwar mit RAW-Formaten - die macht primär nur RAW Formate. Das schafft sie in einem Burst bis 12 Bilder. Neuere Kameras haben ähnliche Zahlen bei deutlich höheren Pixelmengen (die DCS 520 hat nur 2 Megapixel). JPG und Standard-TIFF kann die Kamera im Hintergrund produzieren, wenn es nötig scheint - wärend die Kamera gerade nicht fotografiert werden Bilder konvertiert. Dadurch hat man direkt versandfertige Bilder parat und trotzdem das digitale Negativ verfügbar.
Was die Grösse angeht: die Negative sind unter 2 MB, was bei heutigen Speicherkarten kein Problem mehr ist. Das gleiche gilt auch für andere Kamerasysteme mit grösseren Sensoren, RAW-Formate liegen in der Regel in der MB-Zahl ungefähr in der Gegend ihrer MPixel-Zahl, maximal das doppelte ihrer MPixel-Zahl.
Umständlichkeit der Umwandlung ist auch relativ: ein installiertes Photoshop Plugin und schon kann ich die Negative bei Bedarf direkt öffnen. Damit kann ich dann die normalen Batchmethoden von Photoshop darauf anwenden. Oder ich wandele die Dateien in der Photo Desk Software um, das kostet nur ein paar Tastendrücke. Wenn er auf die Konvertierung warten muss bevor er weiter fotografiert, sagt das weniger über das RAW Format als über seine nicht vorhandene Fähigkeit sich einfache Automationsscripte zu bauen aus. Und letzteres ist schon reichlich peinlich für einen angeblichen Profi - immerhin ist die Effizienz des Workflows ja auch nach seiner Meinung das A und O eines Profis, da kann man schon eine grundsätzliche Beschäftigung mit den Werkzeugen erwarten.
Und was die Gleichheit des Bildinhaltes von RAW und JPG angeht, da ist der Typ einfach blind. Ich habe häufig genug mit JPG zu tun (z.B. meine Bilderalben auf http://leicaesk.de/ produzieren dynamisch JPG aus den PNG Originaldateien), die Artefakte sind deutlich erkennbar wenn man sich z.B. feine Strukturen anschaut. Ein gutes Beispiel ist ((gelöschtes Bild, sorry, hab 2007 den Server abgeschaltet auf dem es war)) - einfach mal in die grösste Ansicht gehen und dort auf den Horizont, wo die Windstromanlagen sind. Das Bild ist direkt als JPG aufgenommen, meine Olympus E-100RS ist einfach zu langsam wenn ich TIFFs aufnehme und RAW kann die Kamera nicht. Deutlich erkennbar sind die Artefakte rund um die Windanlagen als Schlieren oder Schatten. Bei mehrfacher Rekompression werden die Effekte grösser. In RAW hat man dort klar definierte Konturen ohne die Schlieren.Klar, RAW sind proprietäre Formate, die mit Sondersoftware angefasst werden. Natürlich sollte man neben seinen RAW-Dateien auch Standardformatige Dateien wegsichern - des Informationserhalts wegen bietet sich TIFF an, da man dort 16bit pro Farbkanal nutzen kann und Farbprofile vernünftige Verwendung finden. Die Grösse ist dabei nicht unproblematisch, aber die Alternative wäre der Verlust von Informationen, die man nie wieder rekonstruieren kann (ausser aus dem originalen Negativ).
Was natürlich stimmt ist die Geschwindigkeit mancher RAW Lösungen: das ist aber ein Problem der Software, die Verwendet wird. Ist sie zu schlecht, sollte man einfach darüber nachdenken das diese Kamera mit der Kombination schlicht das falsche Werkzeug ist.
Von daher wäre mein Fazit eher ein anderes: nach Möglichkeit immer RAW fotografieren, wenn verfügbar. Kamerasystem und Software danach auswählen, wie effizient dieser Workflow abgebildet wird und wie sinnvoll die Features genutzt werden können. Kamera und Software als Einheit betrachtet testen - gerade wenn man Geld mit dem Werkzeug verdienen will, sollte die ganze Kette stimmen.
Der gleichen Meinung ist auch Petteri Sulonen, er führt das ganze weiter aus und gibt gute Hinweise.Hier gibts den Originalartikel.