Die NY Times fragt warum Bill Gates 3,000 neue Patente will und findet eine massive Belagerung des Patentbüros mit Bergen von Softwarepatenten, die oft einfach nur Trivialpatente sind (wie das zitierte Patent zum Zufügen/Entfernen von Leerzeichen in Dokumenten). Der Kommentator stellt in dem Kommentar eine Forderung auf (nachdem er überlegt ob man Microsoft nicht einfach alle Patente entziehen sollte die sie schon haben):
Perhaps that is going too far. Certainly, we should go through the lot and reinstate the occasional invention embodied in hardware. But patent protection for software? No. Not for Microsoft, nor for anyone else.
Und das aus dem Land das die Softwarepatente schon lange hat und das immer wieder von den Softwarepatentproponenten in der EU als Grund für eine notwendige weltweite Harmonisierung gebracht wird.
Nein, Softwarepatente sind auch dort nicht gern gesehen und nicht wirklich sinnvoll. Auch Dan Bricklin - dem einen oder anderen noch als Visicalc-Vater bekannt - findet das:
Mr. Bricklin, who has started several software companies and defensively acquired a few software patents along the way, says he, too, would cheer the abolition of software patents, which he sees as the bane of small software companies. "The number of patents you can run into with a small product is immense," he said. As for Microsoft's aggressive accumulation in recent years, he asked, "Isn't Microsoft the poster child of success without software patents?"
Und warum macht Microsoft das jetzt? Der dafür zuständige Manager gibt einen Grund, wie er nur einem BWLer einfallen kann, so blöd ist der:
"We realized we were underpatenting," Mr. Smith explained. The company had seen studies showing that other information technology companies filed about two patents for every $1 million spent on research and development. If Microsoft was spending $6 billion to $7.5 billion annually on its R&D, it would need to file at least 3,000 applications to keep up with the Joneses.
Ok, alleine schon die Idee der Patentanmeldung alleine von Zahlen aus der Branche zu orientieren ist hirnrissig, aber wie blöd muss man sein um einen Bezug zwischen der Patentanzahl und dem Umsatz im Bereich Forschung und Entwicklung zu ziehen?
Die NY Times zieht da auch die Parallele zur Pharmaindustrie, die - zumindestens laut eigenen Aussagen - bei einem Forschungseinsatz von 20 Millionen froh ist dann ein Patent auf ein Medikament zu bekommen (wobei das schon kritisch genug ist, wie man gerade bei der AIDS-Bekämpfung in Afrika sehen konnte).
Und der Fallout wird bei der NY Times auch gut zusammengefasst:
Last year at a public briefing, Kevin R. Johnson, Microsoft's group vice president for worldwide sales, spoke pointedly of "intellectual property risk" that corporate customers should take into account when comparing software vendors. On the one side, Microsoft has an overflowing war chest and bulging patent portfolio, ready to fight - or cross-license with - any plaintiff who accuses it of patent infringement. On the other are the open-source developers, without war chest, without patents of their own to use as bargaining chips and without the financial means to indemnify their customers.
Die Frage, was Jefferson (der Gründer des US Patentsystems) dazu sagen würde, was heute alles Patente bekommen soll, ist da durchaus berechtigt. In seinem Sinne - der ja eigentlich eher auf den Schutz der wirklichen erfinderischen Genialität vor der Ausnutzung durch Konzerne galt - ist das ganze definitiv nicht.