Test des Einflusses von Googlespamming auf Bloghosting-Nutzer

Tja, ich muss auch mal meinen Senf dazu abgeben. Natürlich hat Dirk Recht, wenn er da auf eine Schwäche im System Google hinweist. Natürlich hat er die freie Wahl was er mit seiner Blogplatform macht - auch sie Googlespammern zur Verfügung zu stellen. Aber wenn er das macht, muss er mit dem daraus entstehenden Gegenwind klar kommen. Und der kommt.

Was ist das mit dem Googlespamming? Nicht jedem ist vielleicht klar was dahinter steckt. Von daher hier mal eine Erklärung einiger Phänomene die damit zu tun haben. Letztendlich setzen sogenannte Suchoptimierer darauf aus, das die beworbenen Websites an vielen Stellen verlinkt sind. Durch die Verlinkung steigt das Ranking in Google. Je mehr Links, desto höher. Je höher das Ranking, desto höher in der Ergebnisliste steht die beworbene Website. Und genau das verkaufen diese Leute. Erhöhung der Position in Trefferlisten von Google.Suchoptimierer machen das teilweise selber, in dem sie Linkpartner für die zu bewerbende Site suchen. Das ist die positive Methode. Sie erfordert Arbeit, aber dafür werden die ja bezahlt. Das Ergebnis sind in der Regel kleine Linknetze zwischen Firmen mit komplementären Produkten - im Prinzip eine Real-Life-Form des Kunden die dieses Produkt mögen, mögen vielleicht auch jenes Produkt, wie man es z.B. von Amazon kennt. Es gibt aber auch weitere, die beileibe nicht so positiv sind. Diese weiteren Methoden setzen auf externen Google-Juice (so wird scherzhaft das Grundranking einer Website genannt) auf. Der Grund: wenn eine Website ein durch Linking hohes Google-Ranking hat, kann sie einen Teil davon auf von ihr verlinkte Seiten weitergeben. Ein Link von einer Site mit hohem Ranking wird besser bewertet als ein Link von einer Site mit niedrigem Ranking. Googlespamming setzt hier an.

Manche Suchoptimierer betreiben Linkfarmen - das sind einfach nur Haufenweise Domains und Webserver ohne echten sinnvollen Inhalt. In der Regel werden die Seiten einfach nur mit Wörtern nach Nutzungshäufigkeit gefüllt (damit Suchmaschinen was finden können). Diese Linkfarmen bilden einen geschlossenen Kreis von Sites der jetzt gross genug werden muss, damit Google ihn fürs Ranking verwendet. Damit hat der Optimierer ein Basisranking. Beworbene Sites werden jetzt von diesen Linkfarmen aus verlinkt und so im Ranking gepushed. Wer das zum Beispiel so betreibt ist die Scientology Church. Der Nachteil für den Optimierer: es ist etwas Arbeit und die Kosten sind halt für die vielen Sites der Linkfarm da. Kann aber gut automatisiert werden. Allerdings kann Google die auch gut erkennen und im Index sperren!

Der zweite Ansatz externes Google-Ranking zu nutzen ist schlichtes Ranking-Schmarotzen. Dieses kann auf zwei Arten erfolgen. Das bekanntere ist das Kommentarspamming. Viele leiden darunter.

Der Grund für das Kommentarspamming ist einfach nur dass die Weblogszene durch ihre Index-Seiten, Zentraldienste und Links untereinander sehr hohes Googleranking hat. Dadurch werden Links von Weblogs auf Websites bei Google hoch bewertet - die entsprechenden Links tauchen ja durch die Seitenreplikation und Inhaltssyndizierung (z.B. die Ausschnitte und Links bei blogg.de sind Syndizierung) vielfach auf.

Wir haben halt mit weblogs.com, mit diversen deutschen Indizes, mit Hauptseiten von Weblogcommunities wie Antville-Servern und den ganzen Regionalen Diensten, mit Geourl, mit offenen Syndikatoren (Phantom4dingens zum Beispiel) und weiss der Himmel was da noch alles so rumkreucht einfach extrem schnell hohes Ranking. Viele Zentralseiten verlinken einfach nur auf Weblogs - werden von Google durch die vielen Links als Linkhubs eingestuft und die verlinkten Seiten erben etwas vom Google-Juice der Zentralseite. Ausserdem werden bei einigen Zentralseiten die Titel-Links und teilweise der Content der Weblogs repliziert. Auch verlinken die Weblogs sehr stark untereinander und drücken so gegenseitig den Google-Juice hoch.

Kommentarspamming setzt darauf an, dass Google bei vielen Weblogs auch die Kommentare indiziert - das gilt ganz besonders bei Weblogsystemen, bei denen die Kommentare in das Layout integriert sind wie z.B. Moveable Type es machen kann oder für ein anderes Beispiel: das Blog vom Schockwellenreiter. Mein eigenes ist weniger Ziel von Kommentarspammern, weil meine Kommentare Website-Extern liegen - und durch eine robots.txt für Google vom indizieren ausgenommen sind (man kann auch nur das traversieren abschalten und das indizieren aktiv lassen, müsste reichen). Kommentare auf Weblogs mit viel Google-Juice werden halt für die Zielwebsites positiv.

Hier wird auf fremden Google-Juice aufgebaut ohne eigene Leistung (Content) zu erbringen und daher ist es Schmarotzen.

Das gleiche gilt für das was bei blogger.de passiert. Huch? Wieso schmarotzen die? Die haben doch eigene Blogs? Ja. Aber diese eigenen Pseudoblogs liegen auf einem Community-Server. Der blogger.de-Server wird - wenn er fleissig für Blogs genutzt wird - recht viel Google-Juice aufbauen, so wie es bei allen Antville Systemen der Fall ist. Grund ist halt die Integration in den Hauptindex. Was da nur noch fehlt ist eine entsprechend hohe Anzahl von Weblogs mit Inhalt, womöglich noch wie bei anderen Antville Servern zu sehen mit hoher intern-Verlinkung (viele Ameisen linken auf andere Ameisen), und das reflektiert durch die Hauptseite - das produziert kräftig Google-Juice. Durch die Blogger.

Ein Rankingoptimierer kann das gut benutzen in dem er auf seine eigenen Blogs ab und an Postings bringt, die auf zu bewerbende Websites zeigen. Sobald die blogger.de Hauptseite guten Google-Juice durch die Blogger selber hat, wird das für die interessant. Letzten Endes schmarotzen die auch hier nur von den Webloggern, wenn auch nicht ganz so direkt wie beim Kommentarspam - hier wird eher von der Community schmarotzt als vom einzelnen Blogger.

Jeder muss für sich wissen wie er das hält und was er von solchen Methoden hält, aber ich bin der Meinung das normale redaktionell betreute Blogs für die zu bewerbenden Firmen genauso viel bringen würden - aber eben auch in Form von Content was für die Blogger zurückgeben würden. Natürlich ist das Arbeit - aber es wäre eine ehrliche Form der Suchmaschinenoptimierung die zwar auch von externem Google-Juice profitiert, aber sich wenigstens in das System mit Content integriert.

Die derzeitigen Ranking-Blogs auf blogger.de mit ihrem Nonsens-Content sind eine reine Schmarotzerlösung die ich auf von mir betriebenen Hosts strikt ablehnen würde, sollten sie mal auftreten.

Bei Nochn Blogg. gibts den Originalartikel.

tags: Spam, Sysadmin

roland Nov. 10, 2003, 4:36 p.m.

den fall exzellent zusammengefasst, danke.

ralph Nov. 11, 2003, 1:19 p.m.

stimme ich roland zu. den link kann man einsteigern gut weitergeben. Nur den Begriff "Google-Juice" habe ich nicht verstanden, weil ich nicht verstanden habe, was das "Grundranking" ist. ;-)

hugo Nov. 11, 2003, 7:25 p.m.

Ups, sorry :-)

Google stuft Webseiten vereinfacht gesagt mit einem Ranking basierend auf den eingehenden und ausgehenden Links ein. Diese eingehenden und ausgehenden Links definieren aber nicht nur das Ranking der Seiten in der Ergebnisliste. Sie definieren auch eine Art Wert, den diese Seite hat, wenn sie auf andere zeigt - und zwar für die Einstufung von _diesen_ Seiten.

Also meine Seiten haben ein gewisses Grundranking, von dem andere Seiten auf die ich zeige dann bei deren Ergebnispositionierung in Googlesuchen profitieren.

Im englischsprachigen Blogland wird das gerne als Google-Juice bezeichnet. Eben die "Kraft" die eine Seite hat um andere Seiten zu promoten für Google-Ergebnisse. Wie genau Google da die verrechnet, das verraten die nicht - wohl auch um sich jederzeit Änderungen offen zu halten. Schliesslich ist die Bewertungsfunktion das Kapital einer Suchmaschine.

James Waegli June 27, 2005, 3:43 p.m.

Hallo! Das war wirklich interessant zu lesen. Ich bin über Google hierher gekommen, und weil ich halt noch neu bin in der Blogger-Szene habe ich mir überlegt, wie ich meinen Blog noch besser promoten könnte (als nur mit der Anmeldung bei Suchmaschinen und Indexen). Aufgrund dieses Artikels ist mir Vieles klarer. Herzlichen Dank.