UN: Spam-Problem in zwei Jahren lösbar

Oh Mann, viel Ahnung haben die bei der Netzzeitung nicht, oder? Die ITU als UN zu titulieren ist mehr als albern. Die ITU ist zwar eine UN-Organisation - aber sie wird primär von Firmen, insbesondere grossen Telekommunikationsunternehmen, getragen. Vor allem ist die ITU eines: der Erzfeind der IETF.

Denn die ITU meint für alle Kommunikationssysteme verantwortlich zu sein und meint auch im Internet das Sagen zu haben. Dort ist aber die IETF der Standardgeber (bzw. eben nicht Standardgeber, sondern nur RFC Verwalter). Standards in der IETF entstehen ganz anders als in der ITU.

Die ITU definiert Standards in Kommitees. Der Zugang ist reglementiert und mit heftigen Gebühren belegt. Privatpersonen haben keine Chance in die ITU zu kommen, das geht nur über nationale Einrichtungen oder Grossunternehmen. Was Standard wird, wird in den geschlossenen Arbeitsgruppen entworfen - und zwar danach, was die Teilnehmer alles wollen. In der Regel endet ein ITU Standard als gemeinsame Sammlung aller Anforderungen. Der Standard selber ist oft sogar nur gegen Zahlung erhältlich, Referenzimplementierungen im Vorfeld der Standarderarbeitung existieren nur selten und Implementierungen generell sind meistens proprietär und kostenpflichtig.

Die IETF hingegen verwaltet nur den organisatorischen Teil - die eigentlichen RFCs entstehen in offenen Workinggroups. Jeder der will kann teilnehmen. RFCs müssen - wenn sie in den Standard-Track wollen - zwei unabhängige aber interoperatible Implementierungen vorweisen, die jedermann zugänglich sein müssen. Existierender und freier Code definiert was Standard wird.

Äusserungen der ITU zum Thema Internet sind oft einfach nur der Versuch in einem Bereich Einfluss zu gewinnen, in dem die ITU keine Rolle spielt, obwohl die Kommunikationstechnik sich immer stärker dorthin orientiert. Man braucht nur mal über Internet-Telefonie nachdenken um zu sehen zu was für einem Problem sich das für die ITU - die derzeit den Telefoniesektor fast komplett kontrolliert - auswirken kann.

Aber gerade wegen der sehr unterschiedlichen Arbeitsweise will eigentlich niemand die ITU im Internetsektor als relevante Organisation. Ein Internet, in dem die Standards durch nationale Vertreter und Grossunternehmen definiert werden, wäre nicht da wo das Internet heute durch die hemdsärmelige und pragmatische Vorgehensweise der IETF ist.

Also bitte die ITU nicht in Titel als UN unterschummeln. Nicht die UN will etwas, sondern die ITU - und das was sie will hat nur indirekt mit unseren Problemen zu tun. Was sie will ist Einfluss und Kontrolle.

Bei NETZEITUNG.DE Internet gibts den Originalartikel.

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