Der WDR hat einen sehr guten Text über Kardinal von Galen online: Clemens August von Galen - ein Widerstandskämpfer?.
Der "Löwe von Münster" hat gut gebrüllt, wenn er denn brüllte. Krieg und Diktatur als solche hat er nie in Frage gestellt, sofern es nicht kirchliche Belange betraf. Nie hat er ein Wort zur Verfolgung der Juden gefunden. Während er die ideologische "Vernichtung des Christentums" fürchtete, blieb die tatsächliche Vernichtung des Judentums unbeachtet.
Der Artikel ist wirklich lesenswert, weil er sich mit den kritischen Punkten an von Galen auseinandersetzt - es ging ihm um die Kirche, die Freiheiten der Kirche. Nicht um Demokratie oder Freiheit für alle. Auch war sein Widerstand nicht aus ihm alleine heraus entstanden, er hatte Menschen die ihn drängten. Und er war Nationalist - jenseits der Grenzen, womöglich bei den bösen Bolschewiken, da kann man ruhig morden.
Der einzige Teil seines Widerstandes, der wohl wirklich von persönlicher Abscheu und Empfindung motiviert war und nicht als Versuch des Schutzes der Kirche zu werten ist, ist sein deutliches Eintreten gegen die Euthanasie. Von daher war er immer noch ein bischen mehr Widerständler als die meisten Kirchenfürsten. Zumindestens den Teil von ihm kann man anerkennen.
Die Art und Weise wie die katholische Kirche jetzt allerdings Kardinal von Galen feiert, ist peinlich. Denn als grosses Aushängeschild des Widerstandes kann er wirklich nicht dienen - wenn das, was er geleistet hat, das beste ist was die katholische Kirche im Naziregime vorzuweisen hat - dann sollten sie besser verschämt schweigen. Ein Beleg für die Unvereinbarkeit des Kreuzes und des Hakenkreuzes ist das auf keinen Fall. Eher ein Beleg dafür, das die katholische Kirche allenfalls um ihre eigene Macht gebangt hat, aber kein sonderliches Interesse an der Verhinderung dieses abartigen Regimes hatte.