Ziel erreicht

Menschen sterben. Weil Terroristen sie töten. Das ist schrecklich, fürchterlich. Jenseits dessen was man beschreiben kann. Aber wie ist die Reaktion darauf in unserer Gesellschaft? Der Weg, der sich seit den Anschlägen in den USA weltweit abzeichnet, wird sicherlich durch die Anschläge in Spanien noch weiter vorangetrieben.

Terroristen töten Menschen führ Ihre Ziele - sie üben Terror aus, deshalb nennt man sie so. Egal wie man zu ihren Zielen steht, es steht eine Motivation der Terroristen dahinter, irgendetwas zu erreichen, irgendetwas zu verändern. Uns gefallen die Veränderungen vielleicht nicht, der Weg gefällt uns ganz sicher nicht. Aber nichtsdestotrotz unterscheidet das eben den Terroristen vom Amokläufer: der Terrorist hat irgendein - und sei es noch so absurd - Ziel vor Augen, mit dem er sein Handeln rechtfertigt. Statt sich mit diesen Problemen aber auseinanderzusetzen, setzt die Politik auf Repression und Demontage der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Hilft es wirklich, wenn ganze Bevölkerungsschichten präventiv verdächtigt werden? Wenn jeder, der sich nicht an die Norm hält, gleich als böse oder schlecht angesehen wird? Unter Überwachung gestellt, abgehört, erfasst, katalogiesiert und numeriert? Klar, jetzt kommen wieder die Sprüche der ewigen Mitläufer, die ja nichts zu verbergen haben. Womit jeder, der dagegen ist, natürlich automatisch was zu verbergen hat. Und gleich verdächtig ist. Oder Sympathisant. Oder gleich beides. Was wird dabei herauskommen? Die Terroristen werden nicht gewinnen. Sie können nicht gewinnen - ihr Verhalten ist garnicht auf Gewinnen ausgelegt, es ist nur auf Zerstören ausgelegt. Die eigentlichen Ziele die es mal gab sind unter dem Berg an Gewalt vergraben. Selbst wenn sie tatsächlich mehr Macht bekämen, sie würden alleine durch ihr Verhalten so viel Ablehnung erzeugen, das die Reaktionen nur noch stärker ausfallen würden. Eine Spirale ohne Ende, beziehungsweise mit einem das niemand erleben möchte.

Gewinnt die Gesellschaft? Auch nicht. Wer sich aus Angst überfahren zu werden nicht mehr auf die Straße traut, kann nicht gewinnen. Er hat schon verloren, ohne überhaupt gekämpft zu haben. Und so verhält sich unsere Gesellschaft: die Panik nimmt überhand, Grundlagen unseres Lebens werden demontiert. Willig demontiert! Werden wir dadurch sicherer? Nein. Das ist nur eine Scheinsicherheit. Jede Form von System hat ihre Terroristen. Wenn ein System genügend repressiv wird, sitzen die Terroristen halt nur unter anderem in der Regierung ...

Gewinnen die Politiker? Auf kurze Sicht sicherlich. Sie gewinnen sicherlich in den ersten Wahlen Stimmen - wenn sie ordentlich auf die Sicherheitstrommel schlagen. Aber zu welchem Preis?

Wen es freuen wird, sind die ewig Gestrigen, die nach dem starken Arm schreien. Die Sicherheit vorgaukeln, um ihr eigenes Stückchen Macht zu bekommen. Die sich für jeden Posten melden, der ihnen irgendwelchen Einfluss gibt, weil sie dann etwas besseres sind. Die Blockwarte. Die Lagerkommandanten. Die kleinen Faschisten, die nur darauf warten einen Anlass zu bekommen um anderen zeigen zu können was sie drauf haben - weil sie ja die Welt ordnen können. Alles schön ordentlich. In Reih und Glied. Ohne zu denken. Und ohne auch nur die Spur von anders zu sein.

Und das ist das wirklich grauenvolle: all die Opfer des Terrorismus, die Toten, die Verwundeten. Alles umsonst. Weder zum Vorteil der Gesellschaft noch zum Vorteil der Terroristen. Einfach nur tot.

Schon jetzt schreien die ersten Geier nach mehr Kontrollen, mehr Macht für den Staat, weniger Rechten für die Bürger. Natürlich alles im Namen der Sicherheit. Keiner der Schreihälse denkt auch nur einmal an die Menschen, die gestorben sind - da zählt nur die Anzahl, die Personen und Schicksale sind unwichtig. Viel wichtiger ist es doch seine eigenen Interessen durchzudrücken. Jetzt ist die Zeit reif. Die Toten von Madrid sind für diese Leute genauso unwichtig wie die in New York - sie sind nur Argumentationshilfen.

It's a good time to kill democracy.

Bei J-O-S-H DOT NET gibts den Originalartikel.

klaus günther March 13, 2004, 12:19 p.m.

bei den amerikanern hat es schon funktioniert mit der einschränkung der demokratie. eine zeitlang war dort jeder muslim von vornherein verkächtig und es sitzen immer noch genug ohne anklage und substantielle beschuldigung im gefängnis.