Grüne gegen Verbot heimlicher Vaterschaftstests

Oh Mann, die Diskussion enthält so viel Moppelkotze, da weiss ich garnicht wo ich anfangen soll zu wettern.

Nehmen wir einfach mal das Szenario um das es geht: eine Frau. Ein Mann. Ein Kind. Mann glaubt nicht, das er der Vater ist - es liegt also eine Misstrauenssituation vor. Der Mann lässt einen heimlichen Vaterschaftstest machen - ohne Wissen der Frau und vermutlich (da das Kind ja sicherlich noch ein Baby ist) ohne Einwilligung des Kindes. In meinen Augen ein klarer Vertrauensbruch. Im Endeffekt ist die Beziehung schon kaputt - durch das Misstrauen.

Warum wird jetzt gegen die strafbarkeit des heimlichen Vaterschaftstest gewettert? Weil die alternative zum heimlichen Vaterschaftstest das Gerichtsverfahren wäre und das die Familie zerstören würde. Bitte was? Also erstmal ist eine Alternative auch der freiwillige und gemeinschaftliche Test. Wenn aber tatsächlich der gemeinschaftliche Test nicht gemacht werden kann, dann ist die Familie schon kaputt - das Gericht macht dann nur noch die Lage offensichtlich, mehr nicht.

Für mich ist der heimliche Vaterschaftstest nur ein Ausdruck der Paranoia und der Minderwertigkeitskomplexe der Männer. Und wieder einmal eine praktische Generalverdächtigung der ach so bösen Frauen: die huren ja doch alle nur rum. Passt gut zu den Meisner-Sprüchen, denn danach sind Frauen ja alles nur Mörderinnen.

Wenn Frauen wirklich so mies sind - warum wollen dann so viele Männer mit denen zusammenleben?

Heimliches Hintergehen, Nachspionieren und Verdächtigungen haben noch keine Beziehung gerettet. Von daher gibt es keinen Grund sie besonders zu fördern - sie sind defakto ein Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht und von daher wäre ein unter Strafe stellen völlig korrekt.

Aber vermutlich gäbe es dann einen Generalstreik der Genlabore, weil denen eine einträchtige Einnahmequelle wegbrechen würde ...

Bei tagesschau.de - Die Nachrichten der ARD gibts den Originalartikel.

Rolf Jan. 7, 2005, 5:09 p.m.

ich stimme voll zu aber jeder Mann soll auch das Recht haben zu wissen ob es sein Kind ist oder soll man dieses Recht den Männern nehmen?

hugo Jan. 7, 2005, 5:19 p.m.

Nö - das Recht hat er ja. Nur ist es albern daraus zu folgern das er dieses Recht auch heimlich, ohne Wissen der Frau - möglicherweise sogar explizit gegen den Willen der Frau, erlangen darf. Es geht ja nicht darum den Vaterschaftstest ansich unter Strafe zu stellen - es geht nur um heimliche Vaterschaftstests.

Wenn die Frage sich wirklich und ernsthaftig stellt und die Frau nicht zu einer gemeinschaftlichen Lösung bereit ist, dann ist die Situation eh schon so verfahren, das die normale Lösung einer solchen Situation ansteht: die Klage vor Gericht. Die Argumentation, das dadurch die Familie beschädigt würde, ist eine Null-Argumentation: in der Situation _ist_ die Familie schon geschädigt.

Es liegt schon ein Vertrauensverstoss vor: entweder durch die Frau, die ein Kind von einem anderen Mann bekommen hat, oder durch den Mann, der seine Frau zu Unrecht verdächtigt und ihr nicht glaubt. Was da durch einen _heimlichen_ Vaterschaftstest noch besser werden soll läuchtet mir nicht ein.

Die Argumentation der Gegner liest sich so als würde einem Mann aus heiterem Himmel und in schönster trauter Zweisamkeit mit seiner Frau plötzlich der Gedanke kommen: "Hey, das Kind ist ja vielleicht garnicht von mir, jetzt muss ich mir schnell Sicherheit verschaffen, damit meine Liebe zu meiner Frau nicht beschädigt wird" - und diese Idee ist an Weltfremdheit nicht mehr zu überbieten.

hugo Jan. 7, 2005, 6:56 p.m.

Und leuchten schreibt man immer noch mit e und nicht mit ä. Irgendwann bau ich hier mal ne Rechtschreibkorrektur rein, ist doch peinlich sowas ;-)

Michael Schneider Jan. 17, 2005, 11:06 a.m.

Ich bin für einen Pflichttest gleich nach der Geburt!

Wer einen Anspruch an einen Anderen hat, soll den erst mal belegen. Ein Zusammenleben mit der Mutter oder ein Verheiratetsein begründet allenfalls einen Verdacht der Zeugung.

Noch ein paar Gedanken zu oben:
- Es wird zuviel Schindluder getrieben, gerade von Frauen, denn selbst 5% Kuckuckskinder sind zuviel
- Lieber ein heimlicher Test, der keinem wehtut, aber vielfach auch eine Beziehung retten könnte, denn es hat ja keiner gemerkt...
- Auch Väter sind erziehungsberechtigt und dürfen daher entscheiden, was mit dem Genmaterial des Kindes geschieht.
- Gleiches Recht für alle, aber keine Sonderrechte für irgend jemanden.





hugo Jan. 17, 2005, 11:13 a.m.

Tja, aber genau deine letzte Forderung wird massiv durch die heimlichen Vaterschaftstests verletzt: die heimlichen Vaterschaftstests stehen für ein Sonderrecht für den Mann. qed.

Und was das Beziehung retten durch Misstrauen und Hintergehen angeht: dazu habe ich schon was geschrieben. Das ist Wunschdenken das schlicht an der Realität vorbeigeht. Eine Beziehung in der der Mann nicht glaubt das das Kind von ihm ist, auch wenn er mit der Frau zusammen ist und diese ihm sagt das es von ihm ist, _ist_ kaputt. Und das kann man nicht durch heimlichkeit und weiteres Misstrauen kitten.

Abgesehen davon gehts in vielen Fällen schlichtweg nur darum das der Mann sich scheut vor Gericht zu gehen, weil er dort ja eventuell gerichtlich als Vater definiert wird und sich dann daraus Unterhaltszahlungen ergeben - mit dem heimlichen Test hofft er was zu finden womit er sich davor drücken kann und wenn das nicht klappt, hat er keinen Schaden weil er dann einfach die Klappe hält.

Sorry, aber die immer wieder gerne herangezogene funktionierende Beziehung in der plötzlich ein Kuckuckskind vermutet wird und das dann durch einen heimlichen Vaterschaftstest gerettet wird ist ein Märchen. Und nicht mal ein besonders realistisches.

Boris June 13, 2005, 6:28 a.m.

Also, das versteh' ich nicht ganz.

Wieso bezeichnen Sie das als Sonderreicht? Die Frau hat vorher auch das "Sonderrecht" fremdzugehen. Das passiert meist auch heimlich. Es ist noch nicht so lange her (aber, wie jeder Fortschritt im himmelschreienden Sexualstrafrecht, komplett verdrängt), da stand Ehebruch unter Strafrecht. Weil man meinte, durch fremdgehen der Frau werde das Recht des Mannes verletzt. Finden Sie das gut?

Außerdem - Mißtrauen ist nicht schön, aber es kann auch ganz heilsam sein, wenn sich herausstellt, daß das Mißtrauen unbegründet war - und zwar ohne daß dann ein Scherbenhaufen daliegt.

Eine Beziehung ist nicht kaputt, wenn einer dem anderen mißtraut - und dann hoffentlich auch wieder vertrauen kann - sondern wenn es keinen Grund für die Partner mehr gibt, miteinander zu reden.

Daß eine Beziehung angeknackst ist, wenn der Mann meint, das Kind sei nicht von ihm, will ich gerne glauben. Wenn er dann ein Gerichtsverfahren einleiten muß, um sein, vielleicht unbegründetes, Mißtrauen aus der Welt zu schaffen, dann ist die Beziehung allerdings kaputt.

Daß ein Paar entweder im 7. Himmel lebt oder sich trennt, ist vielleicht in einer Wegwerfgesellschaft Norm, aber als Rezept für funktionierendes Zusammenleben vollkommen untauglich, wie die absurd hohen Scheidungsraten zeigen.

Daß eine angeknackste Beziehung - und das ist ja das realistische Szenario - ganz kaputtgeschlagen werden muß, halte ich für ein nicht besonders hehres Ziel, bei einer Scheidungsrate von über 50% schon mal gar nicht. Es soll nämlich auch heutzutage schon mal vorkommen, daß sich Leute auch wieder zusammenraufen. Soll man es denen, die zusammenbleiben wollen noch extra schwer machen?

Und ein irgendwie schutzwürdiges Interesse, locker 100 Teuro - ohne Rechtsgrund versteht sich - aus einem Mann herausleiern zu dürfen, gibt es auch nicht. Die Pille hat die Frauen von der Verantwortung gegenüber den zukünftigen Vätern ihrer Kinder befreit, der Vaterschaftstest befreit die Männer von der finanziellen Verantwortung für fremde Kinder. Ist daran was schlimm?

hugo June 13, 2005, 9:31 a.m.

Klar, und einheimlicher Vaterschaftstest unter Umgehung der informellen Selbstbestimmung der Mutter und des Kindes macht dann natürlich das Vertrauen ganz schnell wieder heile ...

Bitte die rosa Brille abnehmen und mal der Realität ins Auge gucken. Das Recht auf Heimlichkeiten wird komischerweise immer nur von Männern eingefordert. Und natürlich alle immer nur aus ganz hehren Zielen und ganz ohne Hintergedanken.