Neues Spiel, neues Glück: b2evolution

Heute hab ich mir mal b2evolution angeguckt (wie üblich nur ein kurzer oberflächlicher Testflug). Das ist ja mit WordPress verwandt und alleine deshalb schon interessant - mal gucken was andere aus dem gleichen Basiscode gemacht haben. Also das Zeug geholt, das Kubrick Skin geholt (hey, ich mag Kubrick mitlerweile zwinkerndes Gesicht) und losgelegt.

Was mir sofort auffällt: b2evolution legt wesentlich mehr Wert auf multi-allesmögliche. Multi-Blog (es werden gleich 4 Blogs vorinstalliert mitgeliefert, wovon eines ein "alle Blogs" Blog ist und eines ein Linkblog), Multi-User (mit Berechtigungen für Blogs etc. - also als Bloggerplattform für kleinere Usergruppen geeignet) und Multi-Language (nett: man kann an jedem Posting die Sprache festlegen, Sprachen pro Blog festlegen). Das gefällt schon mal. Das Backend ist leidlich gut zu bedienen und man findet das meiste recht fix wieder.

Aber dann die Dokumentation. Ok, ja, das wichtigste ist dokumentiert und auffindbar. Aber sobald man in die Tiefe geht, ist nahezu nichts selbsterklärend oder dokumentiert. Ok, ich gebs zu, ich hätte mir nicht gleich auf die Fahnen schreiben sollen die URIs auf die komplizierteste Form zu bringen - nämlich über sogenannte Stub-Dateien. Das sind alternative PHP-Files über die alles gezogen wird um darüber spezielle Einstellungen vorzubelegen. Angeblich soll man damit auch eine URI-Struktur wie bei Wordpress hinkriegen - der b2evolution-Standard ist nämlich so, das in der URI immer das index.php vorkommt und die zusätzlichen Elemente hinten drangehängt sind. Das ist hässlich. Das will ich nicht. Das zu ändern geht scheinbar nur mit Apache-Mitteln in Handarbeit (nein, nicht wie bei WordPress die nette und freundliche Unterstützung der automatisch generierten .htaccess Datei) und dann entsprechenden Einstellungen in b2evolution. Ok, kann man machen - ich kenne Apache gut genug. Aber wieso so umständlich, wenns auch einfacher geht?

Nunja, aber der echte Pferdefuss für mich kommt noch: b2evolution kann nur Blogs. Jedenfalls in der Standardausstattung. Genau - nur Listen von Postings die zeitlich geordnet sind. Langweilig. Nicht mal einfache statische Pages - sorry, aber wo pack ich das Impressum hin? Von Hand erstellte Files, die man daneben packt? Möglich, klar. Aber nicht gerade anwenderfreundlich.

Antispam-Mittel gibts auch einige, zum Beispiel eine zentral gepflegte Sperrwortliste (naja, Sperrwortlisten halte ich persönlich nicht für so geeignet) und Benutzerregistrierung. Nicht viel, aber erstmal ausreichend. Mehr kann man sicherlich über Plugins machen. Beim Stichwort Plugins ist eine sehr nette Eigenschaft zu nennen: man kann am Posting unterschiedliche Filter aktiviert haben. Je nach Posting immer wieder neu. Sehr nett - WordPress hat da ein echtes Defizit, die aktivierten Filter gelten für alles über alles - eine Änderung und alte Postings werden plötzlich falsch formatiert (wenn es ein Output-Filter ist).

Ebenfalls nett: die hierarchischen Kategorien verhalten sich wirklich hierarchisch - bei WordPress sind die ja nur hierarchisch gruppiert, aber z.B. wird mit der Hierarchie nicht viel gemacht. Bei b2evolution wandern Postings einer Kategorie automatisch an die übergeordnete, wenn eine Kategorie gelöscht wird. Ausserdem kann man durch die Multiblog-Eigenschaft an einem Posting Kategorien verschiedener Blogs aktivieren und damit sozusagen crossposten - wenn es denn in den Settings erlaubt ist.

Layoutanpassungen gehen über Templates und Skins. Templates sind vergleichbar zum WordPress 1.2 Modus und Skins eher zum WordPress 1.5 Modus. Also bei Templates wird alles durch ein PHP-File gezogen und bei Skins werden mehrere Vorlagen zusammengefasst und dann daraus das Blog gebaut. Spezialanpassungen kann man dann über eigene Stubdateien machen (die gleichen die auch für die hübscheren URIs genommen werden sollen) und darüber z.B. feste Layouts aufbauen mit denen man dann zum Beispiel statische Seiten simulieren könnte.

Alles in allem das Ergebnis des Kurzfluges: nettes System (trotz der etwas barocken Ecken in der URI-Erstellung und der recht spartanischen Dokumentation) für Hacker und Leute die sich in den Code reinwühlen mögen. So zum direkt losstarten finde ich es weniger geeignet - da ist WordPress wesentlich einfacher zu verstehen und zu starten. Und um mit Drupal zu konkurrieren ist b2evolution in den Features zu mager - einfach zu stark auf Blogs ausgerichtet. Man kann es zwar in die passende Richtung verbiegen - aber warum sollte man das machen wollen, wenn man auch was fertiges nehmen kann, das all das schon kann?

Hmm. Klingt relativ ähnlich zu dem was ich vor fast einem Jahr über b2evolution geschrieben habe. Viel Entwicklung hat es dort irgendwie nicht gegeben in der Zwischenzeit.

tags: Blogging, CMS, Texte