Ich hab den in P2879 genannten Emulator für die MIT CADR mal auf einem Linux-Rechner ausprobiert. Da er auf SDL aufsetzt braucht er ne direkte Konsole oder ein direkt auf der Konsole laufendes X - er ist nicht Netzwerktransparent. Aber ansonsten: echt klasse. Ok, der Boot dauert ewig, aber wenn er einmal gebootet ist, ist die Reaktionsgeschwindigkeit auf einem ca. 1 GHz Epia schon ganz akzeptabel. Den Code etwas optimieren, einen etwas fixeren Rechner und man hat eine schöne historische CADR laufen. Ganz ohne die alte Hardware wiederbeleben zu müssen. Einfach schön Man kommt direkt ins normale System rein und hat den ganzen Bildschirm für einen grossen Listener. Mit dem Systemmenü kann man dann den Bilschirm aufteilen in Editorfenster (mit dem guten alten ZWEI) und Listener (die Lisp-Prompts). Mail ist dabei, Telnet und noch ein paar Werkzeuge für die Lisp-Entwicklung. Sehr nett, das ganze.
Problematisch ist im Moment noch die Tastaturemulation - man findet kaum Sonderzeichen wieder. Zwar sind die Sonderzeichen an den amerikanischen Tastaturen orientiert, die normalen Buchstaben hingegen am lokalen Keyboard-Mapping, aber nicht alle Tasten sind funktional - die Umlauttasten der deutschen Tastatur produzieren Breaks, liefern aber nicht die darauf eigentlich liegenden und somit fehlenden Sonderzeichen.
Ausserdem hat die Maus noch arge Probleme: der Bereich wo sie wandern kann wird nach und nach kleiner und kleiner, so das es immer schwer wird irgendwohin zu klicken.
Ansonsten aber wirklich eine beeindruckende Arbeit das ganze. Da könnte eine richtig nette Sache draus werden, auch wenn die Kiste nicht Common Lisp sondern einen der vielen Vorläufer davon benutzt.
Wer es übrigens direkt von der Konsole ohne X startet, nicht erschrecken: die Sonderzeichen sind ok. Da wird von der SDL nämlich intern die AA-Lib benutzt und damit die grafischen Elemente mit Zeichen auf der Textkonsole nachempfunden. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus benutzbar, wenn man grad kein X zur Hand hat.
Übrigens scheint die Kiste nach dem Start im Oktalsystem zu rechnen. Ein ( 5 6) liefert 36 und ein ( 3 4) liefert 14. Warscheinlich kann man irgendwo die Basis einstellen, zu der Zahlen dargestellt werden. Meine Symbolics-Handbücher (die Symbolics und die CADR sind ja verwandt) haben da nix direkt geliefert, aber ich hatte auch keine Lust die 1 Meter Papier zu durchwühlen
Hier gibts den Originalartikel.