Meine Gefühle bei sowas sind zwiespältig. Natürlich sind gute Standards hilfreich - vor allem wenn dadurch das Endgerät, der Browser, mächtiger in der Funktion wird und neue, effiziente Benutzeroberfläche auf der Basis implementiert werden können.
Andererseits gibt es aber durch die Vielzahl an Standards und Substandards so viele technischer Overhead, das es für normale Menschen schwerer wird sich hineinzufinden. Und ganz egal wie wir zu dem Ergebnis an invaliden und teilweise wild zusammengehackten HTML-Halden stehen, genau dieser leichte Zugang und die recht tolerante Implementierung in den Browsern hat überhaupt dazu geführt das HTML und das Web so abheben konnte.
Es ist eben für sehr viel mehr Menschen zugänglich dieses Format zu produzieren - notfalls nimmt man eine andere Site, guckt in den Source und macht es ähnlich. Viele sind so angefangen, viele kommen nicht über das Klauen hinaus - aber das ist egal, sie sind präsent.
Klar, Designer wenden sich mit Grausen, HTML-Standard-Puristen auch, genauso wie Softwareentwickler. Ich selber kriege bei manchem Output Schreikrämpfe, wenn ich das im Web mir angucke. Aber es bleibt der Fakt, das mit komplizierteren Techniken diese Menschen garnicht da wären.
Wäre das Web dadurch besser? Ist es tatsächlich sinnvoll sich durch technische Hürden abzuschotten und das Web elitärer zu machen? Oder ist gerade das wild gehackte und teilweise wirklich grausige genau das was das Web zu dem macht, was es ist: ein beinahe Volksmedium?
Die neuen Standards vom W3C werden immer technischer, immer komplexer. Und setzen damit die Hürde für den Einstieg höher. Klar, HTML 4 existiert noch und wird sicher noch lange unterstützt - aber es wird sozusagen die verdummte Version sein. Der Profi wird mit XHTML und XForms um sich werfen, der Amateur mit schmuddeligem HTML 4.
Ich weiss nicht, was mir mehr Spass machen würde. Ich fürchte aber, es wäre das schmuddelige HTML 4 ...
Bei heise online news gibts den Originalartikel.